Eingangs wird betont, dass Erleben und Begegnung entscheidend sind: Bilder, Filme oder Clusterübungen helfen, Vorwissen sichtbar zu machen und erste Gesprächsanlässe zu schaffen. Danach folgt ein biografischer Zugang über Mohammed, dessen Lebensgeschichte sowohl erzählerisch als auch über Lückentexte eingeführt wird. Der narrative Zugang soll emotionale Nähe schaffen und gleichzeitig historische Grundlagen vermitteln. Anschließend werden die Grundzüge islamischen Glaubens behandelt, insbesondere die Fünf Säulen, das Gottes- und Offenbarungsverständnis sowie ihre Bedeutung für den Alltag gläubiger Muslime. Die Bearbeitung erfolgt oft arbeitsteilig, mit Vergleichsbezügen zum Christentum.
Der Lernzirkel bildet das Herzstück der Unterrichtseinheit. Er umfasst Pflicht- und Wahlstationen zu Themen wie Glaubensbekenntnis, Gebet, Koran, Fasten, Almosen, Pilgerfahrt, Rolle der Frau, Moschee oder islamische Kalligraphie. Die Schüler*innen können die Stationen selbst gestalten, wobei kreative Zugänge wie Spiele, Rollenspiele oder gestalterische Aufgaben ausdrücklich erwünscht sind. Der Lernzirkel fördert Eigenaktivität, Perspektivwechsel und vertiefte Auseinandersetzung. Ein Moscheebesuch wird als besonders sinnvoller Bestandteil empfohlen, da er authentische Begegnung und gezielte Nachfragen ermöglicht.
Im Anschluss an die Erarbeitungsphase vertieft das Material zwei größere Themenfelder: das Verhältnis zwischen Islam und Christentum sowie die Vielgestaltigkeit des Islam. Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Gottesbild, Offenbarung und religiöser Praxis werden reflektiert; dabei sollen Schüler*innen auch ihre eigene religiöse Prägung bewusst wahrnehmen. Die Vielgestaltigkeit des Islam wird über Diskussionskarten, Streitgespräche oder Rollenspiele erfahrbar gemacht, beispielsweise zu Kopftuchfragen, Geschlechterrollen oder persönlichen Frömmigkeitsstilen.
Ein umfangreicher Anhang liefert Hintergrundwissen für die Lehrkraft, darunter ein Glossar zu theologischen, rechtlichen und kulturellen Begriffen, Erläuterungen zu Rechtsschulen, Sufismus, Frauenrechten, Scharia, ethischen Kategorien sowie Anekdoten aus islamischer Tradition. Außerdem finden sich Medienempfehlungen, Dos & Don’ts im Umgang mit Muslimen und Praxistipps für Unterrichtssituationen.
Insgesamt bietet das Material eine umfassende, praxisnahe und differenzierte Grundlage, um den Islam im Religionsunterricht respektvoll, dialogorientiert und kompetenzorientiert zu vermitteln.
Das Material bietet eine Vielzahl von Aufgaben, die darauf ausgerichtet sind, die Lernenden sowohl kognitiv als auch handlungsorientiert an zentrale Aspekte des Islams heranzuführen. Bereits im Einstieg finden sich Aufgaben, die das Vorwissen und die unbewussten Assoziationen der Schülerinnen aktivieren. Beim Clustern sollen sie den Begriff „Islam“ alleine und möglichst spontan mit eigenen Begriffen umkreisen, ohne zuvor thematische Vorgaben zu erhalten. Dadurch werden individuelle Assoziationen sichtbar, die später im Unterricht aufgegriffen werden. Auch in der Bildanalyse erhalten die Schülerinnen die Aufgabe, ein Impulsbild zu betrachten, ihre Gedanken frei zu äußern und Motive islamischer Religion oder Kultur zu benennen. Alternativ dient ein kurzer Film als Einstieg, zu dem die Schüler*innen anschließend Aspekte benennen sollen, die ihnen aufgefallen sind.
In der Unterrichtssequenz zu Mohammed wird zunächst ein kalligrafisches Schriftzeichen betrachtet, zu dem die Lernenden Vermutungen äußern sollen. Sie tragen anschließend zusammen, was sie bereits über Mohammed wissen, und überlegen, weshalb die Lehrkraft kein Bild von ihm zeigt. Danach lauschen sie dem erzählten Lebenslauf, füllen einen Lückentext aus und werten diesen gemeinsam aus. Ein zweiter Teil der Biografie wird ebenfalls vorgelesen und besprochen. Zur Vertiefung steht ein Rätsel bereit, in dem Begriffe rund um Mohammed gefunden werden müssen.
Die Aufgaben zu den Grundzügen des islamischen Glaubens setzen stärker auf arbeitsteiliges und vergleichendes Arbeiten. Die Schüler*innen werden in Gruppen eingeteilt und erarbeiten jeweils eine der fünf Säulen des Islams. Dabei sollen sie zusammenfassen, wie diese Säule praktiziert wird, neue Informationen markieren, religiöse Begründungen darstellen und Vergleiche zum Christentum ziehen. Die Gruppen präsentieren anschließend ihre Ergebnisse, die im Plenum gesichert werden.
Besonders vielfältig sind die Aufgaben im Lernzirkel. Jede Station verfolgt einen eigenen Zugang. Die Lernenden erhalten die Aufgabe, mithilfe eines Laufzettels selbstständig von Station zu Station zu gehen und dort Materialien zu lesen, praktische Übungen durchzuführen oder kreative Aufgaben zu lösen. So wird am Glaubensbekenntnis beispielsweise die Bedeutung des islamischen Monotheismus erschlossen, während an der Station zum Gebet etwa Gebetshaltungen nachvollzogen oder ein Gebetsdomino gelegt wird. An der Station zur Almosenabgabe beschäftigen sich die Schüler*innen mit der religiösen Bedeutung sozialer Verantwortung. Beim Thema Fasten lesen sie einen erfahrungsbezogenen Text sowie persönliche Erinnerungen eines muslimischen Jungen und beantworten daran Aufgaben. Die Station zur Pilgerfahrt enthält ein Spiel mit Regeln, Karten und Spielplan, durch das die wichtigsten Elemente der Hadsch handelnd erfasst werden. Die Station zur Ausbreitung des Islams stellt historische Informationen bereit, die in einer Aufgabe geordnet und später überprüft werden. Weiterhin gibt es Aufgaben zur Rolle der Frau im Islam, bei denen Textstellen aus Koran und Überlieferungen ausgewertet werden, sowie zum Koran selbst, bei denen Entstehung, Schriftverständnis und Aufbau erschlossen werden sollen. Die Stationen zur Moschee und zur Kalligraphie ergänzen diesen Zugang durch Bildbetrachtungen, Schreibversuche und kreative Auseinandersetzung. Ein Memory-Spiel am Ende dient der Wiederholung und Festigung.
Im Lernweg zu „Islam und Christentum“ erhalten die Schüler*innen Aufgaben, die ihr eigenes Gottesbild und ihre Glaubensvorstellungen in Beziehung zum Islam setzen. Sie vergleichen anhand eines Arbeitsblattes zentrale Begriffe, religiöse Praktiken und Vorstellungen und formulieren Unterschiede wie Gemeinsamkeiten. Dazu können sie in Gruppen oder im Plenum diskutieren. Ergänzend kann ein Film aus der Perspektive eines neu erworbenen „Islam-Kennerblicks“ betrachtet werden; danach sollen die Lernenden herausstellen, was sie nun differenzierter wahrnehmen.
Im Lernweg „Vielgestaltiger Islam“ beschäftigen sich die Schüler*innen ausführlich mit kontroversen gesellschaftlichen und religiösen Themen. Eine Aufgabe besteht darin, ein fiktives Gespräch dreier muslimischer Mädchen zum Kopftuch zu lesen und die Aussagen farblich zu markieren: gelb für Zustimmung, rot für Bedenken. Danach sollen sie das Gespräch kreativ weiterschreiben, indem ein christlicher Freund oder eine christliche Freundin hinzukommt, und diesen erweiterten Dialog der Klasse vorspielen. Anschließend verfassen sie einen Leitfaden zum respektvollen Umgang mit religiösen Zeichen in der Schule.
Eine weitere Aufgabe behandelt die Speisevorschriften des Islams. Die Schüler*innen markieren verschiedene Lebensmittel nach ihrer Vereinbarkeit mit den Regeln und formulieren danach eine E-Mail an einen muslimischen Freund, der erstmals nach Deutschland kommt und wissen möchte, worauf er achten sollte.
Schließlich arbeiten die Schüler*innen in einer umfangreichen Rollenspielaufgabe an der Vielgestaltigkeit der islamischen Lebensführung. Jede Gruppe erhält eine Personenkarte mit einer individuellen religiösen Biografie. Die Aufgabe besteht darin, sich intensiv in diese Person hineinzuversetzen, zu überlegen, was ihr im Leben wichtig ist, wie sie andere Menschen sieht und wie sie im Gespräch auftreten würde. Die Lernenden bereiten Argumente, Reaktionen und Sichtweisen vor. In einer moderierten Podiumsdiskussion vertreten sie anschließend die jeweiligen Positionen, können sich gegenseitig „herausklatschen“, wenn ein Gruppenmitglied eine besonders passende Ergänzung beitragen möchte, und reflektieren danach gemeinsam den Diskussionsverlauf.
Abgerundet werden die Aufgaben durch Anekdoten, Glossarinformationen und viele Sachtexte, die als Grundlage oder Ergänzung dienen und von den Lernenden im Unterrichtsgespräch oder in Vertiefungsaufgaben verwendet werden können. Insgesamt verlangt das Material von den Schüler*innen vielfältige Kompetenzen: Beobachten, Interpretieren, Lesen, Vergleichen, Argumentieren, kreatives Gestalten, Rollenspiel und selbstständiges Arbeiten an Stationen – alles mit dem Ziel, den Islam in seiner Tiefe, Vielfalt und Gegenwärtigkeit verstehbar zu machen.